Ilustration from the manuscrit "Très Riches Heures du Duc de Berry" (1500)

Schweig und verlass ihn!

Ilustration from the manuscrit "Très Riches Heures du Duc de Berry" (1500)
Illustration aus dem Manuskript „Très Riches Heures du Duc de Berry“ (1500)

In ihrer Synagoge war ein Mensch, der von einem unreinen Geist besessen war. Der begann zu schreien: ‚Was haben wir mit dir zu tun, Jesus von Nazaret? Bist du gekommen, um uns ins Verderben zu stürzen? Ich weiß, wer du bist: der Heilige Gottes.‘ Da drohte ihm Jesus: ‚Schweig und verlass ihn.’“ (Markus 1,23)

Dieser Abschnitt aus dem Evangelium stimmt uns nachdenklich. Wer ist dieser unreine Geist, der in diesen Mann gefahren ist? Auf welche Weise spricht er durch ihn?

Um dies zu verstehen, müssen wir um zweitausend Jahre zurückgehen, als „unreiner Geist“ mit „nicht sauberer Atem“ übersetzt werden konnte. Ein Verlangen, das dich dazu verleiten konnte, unrechte Worte zu sagen oder unrechte Handlungen zu begehen.

Wie oft sagen wir Dinge – heute wie damals -, gepackt von Wut oder von Traurigkeit, in denen wir uns hinterher nicht mehr wiedererkennen, oder von denen wir überzeugt sind, sie nicht einmal gedacht zu haben? Oder wir werden uns dessen, was wir gesagt haben, erst viel später bewusst? Wie oft tun wir Dinge ganz automatisch, ohne nachzudenken, ohne uns über die Folgen für andere und über die Wunden, die wir dadurch verursachen, bewusst zu sein?

Dies geschieht natürlich dann, wenn wir den Kontakt zu uns selbst verloren haben, wenn wir getrennt sind. Um uns wieder mit uns selbst in Kontakt zu bringen, sollte die erste Frage sein: „Wer bin ich? Was will ich sein und was will ich nicht mehr sein?“ Die liebevolle Beobachtung von uns selbst ist unerlässlich, um dies unterscheiden zu können und um wachsen zu können. Auf diese Weise könnten wir jenen Teil in uns zum Schweigen bringen, von dem wir uns distanzieren möchten, weil er das Wesen unserer Seele verunreinigt.

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