Im Herzen von Nizza

Am 14. Juli 2016 ist ein Fünfzehn-Tonner, an dessen Steuer ein 31 Jahre alter Französisch-Tunesier saß, in die Menge gerast, die auf dem Heimweg war, nachdem sie einem Feuerwerk am Strand von Nizza beigewohnt hatte, aus Anlass des Festes zum Gedenken an die Menschenrechte. Die Bilanz sind etwa 90 Tote und 200 Verletzte von unterschiedlichem Alter und unterschiedlicher Nationalität. Dieses Drama bringt uns zurück zu der Serie von Attentaten, die Frankreich, Belgien, die Türkei, Bangladesch und viele andere Länder in diesen letzten Monaten erleben mussten.

Wir empfinden Trauer und Entrüstung bei diesen terroristischen Attentaten. In Zorn und Angst zu verfallen würde bedeuten, den Terroristen recht zu geben. Die Absicht der Attentäter ist es gerade, unsere animalischen Instinkte zu wecken, Schrecken zu erzeugen. Die Dinge zu vermischen und den Islam mit dem Terrorismus zu verbinden wäre oberflächlich und einschränkend. Was gerade passiert ist, hat nichts mit dem Islam zu tun. Das Attentat ist von der obersten Autorität des sunnitischen Islam verurteilt worden: der Universität Al-Azhar in Kairo. Der Fahrer des Lkw hatte mehrere gewaltsame Diebstähle verübt und war unter Polizeibeobachtung. Eines seiner ersten Opfer war eine muslimische Frau, die einen Schleier trug, also leicht zu erkennen war … Es handelt sich also um einen gewalttätigen Verbrecher, der wahllos gehandelt hat unter dem Einfluss von Wut, nichts, was die muslimische Religion gut heißt.

Um einen historischen Vergleich herzustellen, erinnern wir uns an die IRA (Irisch-Republikanische Armee), die vor dem Ende der bewaffneten Kämpfe Blutbäder gegen Protestanten in Nordirland angerichtet hat im Namen der katholischen Minderheit. Diese Terroristen waren keine praktizierenden Christen und ihre Kenntnis der Bibel war sehr primitiv. Häufig handelte es sich um Verbrecher die kein Problem damit hatten, ihre Taten mit der Verteidigung einer Religion zu rechtfertigen, welche sie gar nicht kannten.

Trotz allem, was passiert ist, ist es notwendig, den Strudel von Gedanken aufzuhalten, der nichts anderes macht, als die Unruhe und den Groll zu nähren, und uns nicht hilft, in uns selbst zu gehen. Wir wissen nur zu gut wohin uns unsere Gedanken führen, wenn sie vom Herzen abgetrennt sind. Die Gedankengänge gewinnen die Oberhand über unser Herz und wir enden damit, die Reaktionen bestehend aus Angst und Aggression zu rechtfertigen, die uns von unserer wahren Menschlichkeit entfernen.

Wir wollen heute dem Gebet seinen Platz wiedergeben, diesem inneren Atem, der unsere Gedanken besänftigt und uns erlaubt, uns auf das Wichtigste zu konzentrieren: das Herz in uns.

Bernard Rouch

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